WARUM ICH MICH NICHT MEHR ENTSCHULDIGE:
Ja, es ist tatsächlich so: Ich entschuldige mich seit vielen Jahren nicht mehr und bin dadurch – auch wenn es im ersten Moment vielleicht paradox klingen mag – viel mehr in Verbindung zu mir, meinen Bedürfnissen und Grenzen sowie anderen gekommen. Die Sätze „Ohje entschuldige“, „Entschuldigung, das wollte ich nicht“ oder „Ich entschuldige mich für mein Verhalten“ oder eine „richtige“ bzw. „gute“ Entschuldigung gibt es bei mir quasi nicht mehr. Ich zeige dir demnach eine für mich passende Alternative zur Entschuldigung. Doch von Anfang an:
Bereits im Bachelor meines Psychologiestudiums habe ich die Gewaltfreie Kommunikation kennengelernt und lebe diese Ansätze durch Fortbildungen, Selbststudium und tägliche Praxis seit vielen Jahren. Die Gewaltfreie Kommunikation ist schon sehr lange eine Haltung und ein wichtiger Teil von mir geworden. Durch die Gewaltfreie Kommunikation komme ich viel mehr in Verbindung mit anderen, kann noch klarer ausdrücken, was mir wichtig ist und habe zu einer inneren Ruhe gefunden.
Die Ansätze der Gewaltfreie Kommunikation unterstützen mich dabei, mich selbst noch mehr kennenzulernen, noch mehr Kontakt zu meinen Bedürfnissen zu haben und meine Grenzen klar und gleichzeitig respektvoll äußern zu können. Meine Haltung hat sich auch noch einmal in die Richtung verstärkt, dass ich noch offener, noch gelassener und ruhiger geworden bin und wegkomme von Bewertung und Verurteilung.
Und genau da setzt das Wegfallen der Entschuldigung an. Denn meiner Meinung nach setzt eine Entschuldigung voraus, dass jemand Schuld hat und ein Urteil oder eine Bewertung vorausgegangen ist. Wenn ich also gefragt werde, wie sich „richtig“ entschuldigt werden kann oder was eine „gute“ Entschuldigung beinhaltet, antworte ich in etwa so darauf:
Anstatt mich zu entschuldigen, bedauere und betrauere ich. Ich bedauere mein Verhalten und dass ich die Bedürfnisse anderer nicht erfüllt oder Grenzen überschritten habe. Das sind Worte von Herzen, auf Augenhöhe.
Es geht also erst gar nicht darum, wer Schuld hat. Zudem lässt das Bedauern es viel eher zu, in Verbindung zu kommen, Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen zu kommunizieren und eine Lösung zu finden.
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Wichtige Anmerkung zum Beitrag: Ich schreibe keiner Person vor, wie sie kommunizieren soll. Dies ist mein ganz persönlicher Weg, wir dürfen dies alle für uns selbst entscheiden. Zudem tangiert dieser Beitrag nicht die juristische Schuld.